- 1875
- 1912
- 1913
- 1927
- 1934
- 1944
- 1962
- 1975
- 1987
- 2007
- 2008
- 2013
- 20XX
Eng verbunden mit der Braunschweiger Mühlenbauindustrie ist der Name Gottlieb Luther. In seiner Laufbahn als Unternehmer, war er Gründer und Teilhaber mehrerer Firmen, deren Produktpalette von Mühlen, Getreidespeichern und Silos bis hin zu Förderanlagen und pneumatischen Elevatoren reichte. Seine wichtigste Unternehmung war die 1875 gegründete „G. Luther, Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt”. Ab 1888 produzierte sein Sohn Hugo Luther zudem Dampfmaschinen und führte eine weltweit aufsehenerregende Donauregulierung durch. Bei dieser wurden 2 Millionen Kubikmeter Fels abtransportiert. Die Entwicklung Braunschweigs zu einer der Hauptstädte der Mühlenbauindustrie, die weit ins 20. Jahrhundert hinein weltweiten Einfluss ausübte, ist zu großen Teilen der Familie Luther zu verdanken.



Mitten in einer durch schnelles Wachstum geprägten Zeit nahm in Braunschweig ein imposantes Bauwerk Kontur an: die Lehndorfer Roggenmühle. Sie wurde durch die Mühlenbaufirma G. Luther unter Leitung des Architekten Otto Orlishausen erbaut und in den Folgejahren kontinuierlich erweitert. Mit ihrer enormen Größe unterschied sie sich von herkömmlichen Wind- und Wassermühlen. Dabei macht die eigentliche Mühle noch den geringsten Teil des imposanten Gebäudes aus. Die in einer so großen Mühle üblicherweise betriebene Handelsmüllerei benötigte große Lagerräume für Getreide und Endprodukte in Form von Silos. Die verschiedenen Bearbeitungsstationen waren als Reinigung, Mühle und Mischerei in eigenen Gebäudeteilen untergebracht.




Die etwa 100 m lange und ohne Turm bis zu 30 m hohe Roggenmühle fiel am 7. Oktober 1913 zum ersten Mal einem Großfeuer zum Opfer, allerdings ohne schwerwiegende Schäden. Bereits 1914 ereignete sich der nächste Brand, ausgelöst durch die heiß gelaufene maschinelle Einrichtung. Ein einzelnes Getreidesilo stand in Flammen und wurde umgehend wieder aufgebaut.




Wenige Jahre nach Gründung der Roggenmühle Lehndorf wurde ein zusätzliches Kontorgebäude als Kesselhaus und eine Trocknungsanlage gebaut. Die architektonische Krönung erfuhr der Gebäudekomplex allerdings durch einen markanten Wasserturm. Er sollte sicherstellen, dass im Brandfall, unabhängig vom Wassernetz der Stadt, ausreichend Löschwasser mit entsprechendem Druck für die Sprinkleranlage zur Verfügung stand und insbesondere Mehlstaubexplosionen unterbinden.

Der Silotrakt der Mühle wurde am 15. Oktober 1944 bei Bombenangriffen auf Braunschweigs Innenstadt weitgehend zerstört. Die anderen Gebäudeteile wurden beschädigt. Beim Aufbau zwei Jahre später wurde der Bau um ein Stockwerk erhöht und um zahlreiche technische Neuerungen ergänzt. 1953 erfolgte die Umstellung von Dampfbetrieb auf Elektrizität.



Trotz diverser technischer Neuerungen in den zurückliegenden Jahren zeichnete sich seit Beginn der 1980er Jahre das allmähliche Ende des Mühlenbetriebes ab. Im Jahre 1987 wurde der Betrieb endgültig eingestellt. Lediglich die Silos wurden noch bis in das Jahr 1999 von der Mühle Rüningen weiter genutzt. Große Teile der aufwendigen Mühlentechnik fanden in Südafrika eine neue Verwendung und der monumentale Bau in Lehndorf kam unter Denkmalschutz, was allerdings nicht verhinderte, dass dieses einmalige Industriedenkmal in den darauffolgenden Jahren dem Verfall ausgeliefert war.


Nach langjährigen Vorüberlegungen und einer grundlegenden Bebauungsplanung erfolgte
2007 der Beginn der Sanierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude. Unglücklicherweise kam es dabei am 24. April 2007 zum dritten Großbrand in der Geschichte der Roggenmühle Lehndorf. Damals fehlten noch Rauchmelder, sodass ein zunächst harmloser Schwelbrand sich über Stunden zu einem großen Feuer entwickelte und in den Holzkonstruktionen ausreichend Nahrung fand. Einmal entfacht stand der Gebäudeteil schnell in hellen Flammen. Am Brandherd entwickelten sich Temperaturen von rund 1.000 °C. Selbst stabile Stahlträger gaben in dieser extremen Hitze nach. Mehr als 300 Feuerwehrleute und Kräfte des Technischen Hilfswerks kämpften stundenlang gegen die Flammen an. Selbst die Hannoveraner Feuerwehr eilte zu Hilfe. Vergebens, der Nordflügel des Industriedenkmals wurde total zerstört. Der mächtige Wasserturm aber, der zu jener Zeit längst schon kein Wasser mehr speicherte, blieb als Wahrzeichen erhalten.


Fertigstellung des ersten Bauabschnittes.
Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes.
Pläne und Visionen